Stellenwert von Sport & Fitness

Heute möchte ich über den Stellenwert von „Sport & Fitness“ in unserer Gesellschaft reden.

Wie würdet ihr einem kleinen Kind erklären, was „Sport“ und „Fitness“ ist? Und was würdet ihr ihm antworten, wenn es Euch fragen würde, ob dann nur Menschen, die Sportarten machen, sportlich sind? Fragt ihr euch dann vielleicht selbst, warum Step-Aerobic einmal die Woche Sport ist und täglich mehrmals die 4 Stockwerke Treppenhaus zur Wohnung hinaufsteigen nicht?

Wer oder was definiert eigentlich „Sport“ und „Fitness“?

„Sport & Fitness“ haben eine Definition, Vor-Geschichte und Bedeutung in unserer Gesellschaft. „Sport & Fitness“ ist schick und hat einen hohen Stellenwert und wird inflationär verwendet. Hinter den Begriffen stecken Glaubenssätze, die für manche fast religiöse Bedeutung und Gewicht haben und nur wenig hinterfragt werden:

SPORT UND FITNESS IST: etwas Gutes je sportlicher desto besser jeder muss es machen um gesünder zu leben. Und wie bei religiösen Regeln so oft, zieht man durch die Missachtung dieser Regeln „Schuld“ auf sich.

Betrachten wir das, etwas überspitzt einmal näher:

Wir haben schlechtes Gewissen wenn wir lange keine Sport mehr gemacht haben. Dann ist das schlechte Gewissen eine Motivation, Sport zu treiben. Ja, man muss! Unter dieser Motivation ist Sport dann aber eine Strafe. Oder auch gut: zu viel gegessen, zu viel in der Hängematte gelegen, zu viel… Jetzt muss man zum Ausgleich Sport machen oder besser gesagt als Strafe. Wo bleibt da die Leichtigkeit und Freude?

Gemma Mari Gurt beim Radfahren lachend

Naturgemäß will sich eigentlich jeder Körper bewegen, er will sein Potential ausschöpfen. Wie die Biomechanikerin Katie Bowmann schreibt, Bewegung steckt in unserer DNA in unserem biologischen Programm. Bewegung ist wie Nahrung für den Körper; je vielfältiger desto gesünder und wir lieben Bewegung. Und wenn das nicht mehr der Fall ist, dann weil äussere Einflüsse dieses Programm geändert haben. Ich meine hier nicht Unfälle oder Erkrankungen, die uns körperlich einschränken, sondern die Einschränkung des Bewegungstriebs, unseres biologischen Programms unseres Bedürfnisses sich zu bewegen.

Glaubenssätze im Sport

Die unreflektierte Art und Weise wie manche diese Glaubenssätze leben, sehe ich kritisch. Wir nehmen an, dass Sport etwas Gutes ist. Punkt. Wir machen uns keine Gedanken, was und wie der Körper über den Tag geleistet hat, welche Kräfte haben auf ihn gewirkt, welche Arbeit hat er geleistet. Wir separieren das aus unserem Alltag.

Den ganzen Tag bewegen wir uns unbewusst, wir setzen unseren Körper den verschiedensten Belastungen aus, die er so oder so (er-)tragen muss, ohne bewusste Rücksicht auf seine natürlichen Eigenschaften und Bedürfnisse und ignorieren dabei seine Signale. Und dann verlangen wir von ihm, zum Ausgleich, dass er nun beim Sport neue Belastungen aushält. Zu der Last des Alltags kommt dann die Last des Sports. Nicht selten führt das dann zu Überlastung und Verletzungen Das Gegenteil von „Gut gemacht“? „Gut gemeint“!

Versteht mich bitte richtig. Damit unterstütze ich auf keinen Fall eine passive und bewegungsarme Einstellung, sondern das Gegenteil. Doch der von uns gemachte Stellenwert von „Sport & Fitness“, das Separieren von Sport und Fitness von der Bewegung in unserem Alltag, verändert, manipuliert den natürlichen Bewegungsdrang des Körpers und führt erst recht zu Bewegungsarmut. Also was tun?

Meine drei Tipps für mehr Bewegung:

1. Ersetzt das Wort Sport durch Bewegung.

Da tut ihr euch was Gutes. Und als Bewegungsmöglichkeiten stehen uns selbstverständlich auch Sportarten zur Verfügung. Die dürfen dann sogar Spaß machen

2. Aufmerksamkeit im Alltag.

Wie sitze ich, wie stehe ich? Brauchen meine Augen eine Pause, meine Arme eine Dehnung? Hier ist ganz wichtig, die Qualität der Bewegungen und der ruhigen Position wie Liegen, Sitzen oder Stehen.

Damit gebe ich dem Körper die Möglichkeit zu reagieren und ihm einen vernünftigen Ausgleich zu liefern. Den Körper dabei bewohnen. Diese Achtsamkeit entwickelt sich mit der Zeit zu der perfekten Leitung zwischen Körper und Geist, so dass sie stets verbunden sind.

3. Was habe ich meinem Körper bis jetzt zugemutet?

Wie kann ich meinem Körper mit seinen Bedürfnisse entgegenkommen. Wenn ich zum Beispiel die ganze Zeit gesessen bin, dann ist es geschickter danach, zu laufen oder zu gehen anstatt als „Sport“ danach Fahrrad zu fahren (wieder Sitzposition).

Auch bitte richtig verstehen: natürlich gibt es nichts dagegen einzuwenden, das Fahrrad als Transportmittel zu verwenden, das Herz-Kreislauf-System freut sich ganz bestimmt. Hier geht es darum, nicht blind nach Glaubenssätze (hier wäre Fahrradfahren ist gesund, Punkt.) zu agieren, sondern die Bedürfnisse des Körpers herauszufinden und ihnen gerecht zu werden. Bewegungsvielfalt ist hier entscheidend und der Weg zu einer Ganzheitlichkeit.

Bewegung statt Sport

Wenn man das verstanden hat, bekommt man einen völlig anderen Ansatz. Wenn wir uns bewegen dann tun wir das aus einer eigenen Verantwortung im Einklang mit unserem eigenen Körper und Seele. Dann ist ein bewegungsreicher Alltag etwas Freudiges und Selbstverständliches.

Was meint ihr?

Gemma Mari Gurt

Gemma Mari Gurt

Haltungscoach

Seit über 30 Jahren trainiere ich Menschen in Gruppen und im Einzel-Coaching. Mich fasziniert die Vernetzung körperlicher, geistiger und seelischer Haltung. Über die Jahre ist die Haltung für mich ein Lebensstil geworden.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner