Ein Abschied von (m)einer Lehrerin

Die Innere Haltung

Was ist gemeint mit der inneren Haltung? Ich hatte diesen Begriff schon so oft gehört. Und ich wusste… irgendwie….was gemeint ist, aber nur so in der Form “innere Haltung?, ach so, ja, ja klar”. Also hatte ich nur die Oberfläche erfasst.

Bis Stella, meine herzliebe Hündin, es mir vorgemacht und liebevoll beigebracht hat. Ich habe im Laufe der Jahre verstanden, dass es nur eine innere Haltung gibt. Nämlich die, die der Natur entspricht. Es gibt nicht die “schlechte innere Haltung”. Vielleicht die schlechte Haltung, aber die kommt nicht von innen.

Durch Stella musste und wollte ich mich mit dem Thema intensiv beschäftigen. Stella war ein zentraler Leithund und der beste Coach der Welt für mich. Sie war bereits 6 Jahre alt als sie zu uns kam. Ihre klare und gütige Ausstrahlung hatten mich im Tierheim vollkommen berührt. Davor hatte sie leider kein schönes Leben gehabt. Sie war ein Lebensgeschenk für die ganze Familie.

Um sie besser zu verstehen, haben wir uns Hilfe bei ein paar Hundetrainern geholt. Als eine Trainerin sie sah, und sie in einem Rudel beobachtete waren ihre Worte “… dieser Blick, diese Bernsteinaugen…. ihr habt es mit einem Leithund zu tun” Mir schiessen damals die Tränen in die Augen. Bis heute weiss ich immer noch nicht warum. Nur ab dann, versprach ich ihr und mir, dass ich lernen wurde, mit ihr besser zu kommunizieren, damit ich sie respektvoll und liebevoll führen könnte. Und das taten wir. Eben mit der inneren Haltung.

Ich las unter anderem, ein wundervolles Buch von Maike Maja Nowak “Abenteuer Vertrauen”, in dem steht “Ein Hund ist von Natur aus vollkommen – wenn er auch nicht immer perfekt zu unseren Erwartungen passt. Das gilt auch für Menschen……” Diese Worte haben sich bei mir eingeprägt, als Mensch, als Frau, als Mutter und als CANTIENICA-Instruktorin.

Ich fing an Stella ganz anders wahrzunehmen. Ich benötigte immer weniger Worte. Es ging alles durch den Blickkontakt. Die Augen waren nur die Leitung für das Innere. Was ich von ihr wollte, musste ich zunächst einmal in mir spüren. Je klarer ich es in mir, in meinem Herzen spürte, desto mehr gehorchte sie. Manchmal verlangte ich von ihr Sachen, die unter diesem “TüV” nicht durchgingen, und natürlich hatte ich keinen Erfolg! Es war irre, das zu erleben. Manchmal war es sehr anstrengend, vor allem dann, wenn ich es wirklich eilig hatte 🙂

Was für eine Entdeckung. Die Beziehung mit Stella wurde dadurch immer schöner und immer intensiver. Sie war durch und durch glücklich. So lies sie sich gerne führen.

Für mich ist das entscheidend als Instruktorin. Im Unterricht, begleite ich den Menschen mit meinem Blick, mit meinen Händen und meinen Worten. Ohne eine Erwartung dabei zu haben. Das, was ich in dem Moment vermitteln möchte, lasse ich durch meinem TüV, damit meine Hände, mein Blick erfolgreich diese Information weiter geben können. Und das macht wirklich den Unterschied.

Das ist für mich innere Haltung. Und die kann immer präsent sein, nicht nur beim coachen oder beim führen eines Hundes.

Alles andere ist Korrektur. Die Korrektur verwenden wir, wenn wir einer äusseren Erwartung folgen. Und das kann nur mit Gewalt “erfolgreich” sein und hier meine ich mit Gewalt, das Gegenteil von Harmonie.

Abschied

Stella ist vor drei Tagen sehr würdevoll von uns gegangen. Sie wurde 13 Jahre alt. Ich vermisse sie so, so sehr, dass es richtig weh tut. Vielleicht deswegen musste ich darüber schreiben. Sie hinterlässt wundervolle Schätze. Ich fühle mich geehrt.

Sie war eben ein Geschenk des Himmels.

Gemma Mari Gurt

Gemma Mari Gurt

Haltungscoach

Seit über 30 Jahren trainiere ich Menschen in Gruppen und im Einzel-Coaching. Mich fasziniert die Vernetzung körperlicher, geistiger und seelischer Haltung. Über die Jahre ist die Haltung für mich ein Lebensstil geworden.

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