Am 26.2.24. biete ich zum ersten Mal mein neues Seminar „Selbstbehauptung und Körperhaltung“ für Schüler und Schülerinnen zwischen 16 und 18 Jahren in der Marie-Baum- Schule in Heidelberg an. Ich freue mich sehr über dieses neue Projekt, da es auch eine Herzensangelegenheit von mir ist. Und ich freue mich sehr, dieses Seminar in Zukunft auch anderen Schulen anbieten zu können.
Wie ist dieses Projekt entstanden? – Das Konzept
Ich bin von einer Lehrerin gefragt worden, ob ich einen Selbstverteidigungskurs für ihre Schule anbieten könnte, da es in der Schule viele Anfragen dazu gab. Zweieinhalb Stunden lang sollte der Kurs sein… „Ich denke darüber nach…“ und kam zu dem Schluss, dass es in dieser kurzen Zeit nichts bringen würde, irgendwelche Verteidigungstechniken, Schlag- oder Hebeltechniken beizubringen. Das wäre eine richtig schwache und gefährliche Basis, um Selbstvertrauen für gefährliche Situationen aufzubauen. Das würde ich niemals anbieten. Das wäre in der Tat das, was meine Jungs als „Bullshido“ bezeichnen würden.
Es gibt nämlich keine „Tricks“ die man für bestimmte Situationen lernen kann, sondern nur jahrelanges wiederholtes Training, das bestimmte Reaktionen und Fähigkeiten so verinnerlicht, dass man in einer Situation hoffentlich richtig reagieren kann.
Nein, vielmehr möchte ich den Schülerinnen und Schülern in diesen zweieinhalb Stunden Tools in die Hand geben, die sie Erinnerung behalten und auch effektiv im Alltag nutzen können. Der Fokus soll auf das gerichtet werden, was vor einer Selbstverteidigung unbedingt existieren muss: Achtsamkeit, Körperhaltung, Körperwahrnehmung und Selbstbehauptung.
Wachsamkeit ist kein Synonym für Achtsamkeit
In vielen Selbstverteidigungskursen wird der Begriff Achtsamkeit verwendet und dabei oft mißbraucht. Die Schüler sollen lernen „achtsam gegenüber möglichen Gefahren“ zu sein, damit sie diesen aus den Weg gehen oder schnell darauf reagieren können. Das hat aber nichts mit Achtsamkeit zu tun, hier geht es um eine Wachsamkeit gegenüber potentiellen Gefahren aus seiner Umwelt. Diese permanente Wachsamkeit, kann ganz schnell dazu führen, dass wir dann im Leben nur noch Gefahren sehen. Ganz schnell können wir dadurch eine feindlich gestimmte Wahrnehmung, ein feindliches Weltbild bekommen.
Das hat mit einem Teil unseres Gehirns zu tun: Dem „Ascending Reticular Activating System“ kurz ARAS (Aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem). Dieses System hat verschiedene Aufgaben; eine davon ist, als „Filter“ für die Wahrnehmung zu dienen. Diese Filterfunktion ist enorm wichtig für unser Gehirn. ARAS sorgt dafür, dass das was gerade für das Gehirn relevant ist in den Vordergrund rückt. Die Wahrnehmung reduziert sich auf das, was wichtig ist, bzw. Wichtiges wird betont, weniger Wichtiges gedämpft. Wenn ein Thema in unserem Leben gerade für uns aktuell geworden ist, sehen wir es plötzlich überall; ob es das gleiche Automodell ist, das wir uns gerade gekauft haben oder ob wir gerade schwanger geworden sind und überall sehen wir nur Schwangere.
Das ist völlig normal und nützlich. „Falsch“ fokussiert kann es uns aber viel Energie kosten und uns sogar krank machen.
Wenn wir uns nur darauf einstellen, Gefahren frühzeitig zu erkennen wird unsere Wahrnehmung sich auf Gefahren spezialisieren. Alles andere was in der Realität auch vorhanden ist wird in dem Moment in den Hintergrund rücken. Unser Nervensystem ist in diesem Fall stets in Alarmmodus. Das bedeutet Stress, tendenziell feindlichere Interpretationen von Situationen und Angst. All das führt eher zur Eskalation.
Achtsamkeit hingegen ist neutraler. Achtsamkeit ist eine Form von Aufmerksamkeit, eine Qualität des Bewusstseins von Präsenz, Offenheit, Akzeptanz und Wohlwollen. Sie lässt Gefahren genauso erkennen, sie lässt uns aber auch Möglichkeiten wahrnehmen.
Achtsamkeit ist verbunden mit der Körperhaltung und der Körperwahrnehmung. Diese Achtsamkeit beginnt bei uns selbst. Achtsam sein bedeutet also, sowohl körperlich als auch geistig in der Mitte zu sein. Aus dieser Mitte können wir
- das Leben mit Wohlbefinden genießen
- anderen Menschen in Situationen helfen
- Gefahren erkennen und ihnen aus den Weg gehen
- uns situationsbedingt angemessen schützen und verteidigen
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“…
Jeder Mensch hat ein Grundrecht auf die Unverletzlichkeit seiner Integrität.
Was tun wenn andere unsere Integrität verletzen?
Wichtig ist zunächst zu erkennen, wo die eigenen Grenzen sind, damit wir mit Klarheit rechtzeitig ein „Stop-Schild“ hochhalten können. Diese Klarheit benötigt oft keine Worte, nur eine neutrale und souveräne Körperhaltung.
Wo beginnt die Selbstverteidigung? – Selbstbehauptung und Körperhaltung.
Die spanische Übersetzung von Selbstbehauptung ist „Autoafirmación“, also „Ja zu sich selbst“. Bevor wir uns angemessen in einer bestimmten Situation verteidigen können, muss zuvor das Ja zu uns selbst existieren. Dafür brauchen wir die Selbstachtung. Einer der Wege um zu dieser Selbstachtung zu erlangen führt über die Körperwahrnehmung und die neutrale Körperhaltung. Das ist nicht nur die Basis für eine effektive Selbstverteidigung sondern auch für ein glückliches und gesundes Leben!
Inhalte des Seminars
- Körperstatik und stabile Körperhaltung aus den inneren Strukturen. Körperwahrnehmung.
- Atmung und Zwerchfell
- eigene Grenzen wahrnehmen und erkennen.
- Klarheit durch die neutrale Körperhaltung. Das non-verbale „Stop-Schild“
- Klarheit durch die Sprache. Das verbale „Stop-Schild“
- Tips um gefährliche Situationen zu entschärfen und ihnen aus dem Weg zu gehen. – Ultima Ratio: Schreien und Schlagen. Kraft und Wirkung selbst spüren.
- mit Hilfe von Schlagpolstern „neue Fähigkeiten freischalten“