Propriozeption und Innere Haltung
Wenn man das Gefühl hat, dass draußen die Welt mit 500 km/h gegen eine Wand fährt, wo findet man dann noch Halt und Zuversicht?
Als ich ein Kind war, hatte ich das Gefühl, die Welt der Erwachsenen nicht zu verstehen. Sie überforderte mich, und ich wusste damals nicht, woran ich mich festhalten konnte. Es gab so viele gesellschaftliche Spiele mit hochkomplizierten, oft situationsabhängigen Regeln: Sag dies zu dieser Person, aber zu jener etwas anderes; sei hier moralisch unterwegs, aber dort egoistisch; heute bist du ein vollkommenes Mädchen, aber gestern warst du furchtbar – und so weiter.
Auf der Suche nach Klarheit und Wahrheit fand ich beides in meinem Körper durch eine wache, tiefe Wahrnehmung. Ich entdeckte in mir eine Art weiteren Sinn, eine Fähigkeit, die mir Vertrauen und Halt schenkte, immer wenn ich beides im Außen nicht fand. Damals wusste ich noch nicht, dass es sich tatsächlich um einen „sechsten Sinn“ handelt, den wir Menschen besitzen: die sogenannte Propriozeption. Die Prozesse der Propriozeption im Körper geschehen ohne unser Zutun. Sie entspringt unserem Nervensystem, das über die Nervenbahnen in den Körperstrukturen Informationen an das Gehirn sendet. Anhand dieses Informationsflusses reguliert das Gehirn unseren Körper.
Wir können jedoch auch bewusst diese Propriozeption „nutzen“. Diese Fähigkeit, die Strukturen des Körpers zu ertasten und zu spüren, verleiht uns eine wichtige Kompetenz, die etwa für mehr Leistung und weniger Verletzungen im Sport- und Fitnesstraining sorgt, aber auch im Alltag eine ökonomische Körperhaltung mit Leichtigkeit ermöglicht. Gerade diese bewusste Propriozeption ist eine der wichtigsten Säulen in meiner Arbeit mit POSTURA – eine Methode für Körperhaltung und Körpertraining.
In einer Welt, die sich oft chaotisch und unsicher anfühlt, kann die bewusste Verbindung zum eigenen Körper wirklich ein Anker sein. Diese Form des Körperbewusstseins erinnert uns daran, dass wir Stabilität und Sicherheit in uns selbst finden können – unabhängig davon, wie unsicher oder herausfordernd das Außen erscheint.
Es ist ein Geschenk, die Fähigkeit zu haben, durch Körperbewusstsein in Kontakt mit sich selbst zu treten. In meiner Arbeit mit der POSTURA-Methode sehe ich tagtäglich wie wichtig es ist, diese innere Stabilität zu kultivieren, um nicht nur körperliche Leichtigkeit zu erfahren, sondern auch emotional und geistig zu einem Ort der Ruhe und Kraft zurückkehren zu können.
Durch die Propriozeption, unseren „sechsten Sinn, wird der Körper selbst zum Lehrer für unser Gehirn. Er zeigt, dass wir nicht nur von äußeren Umständen oder unserem Verstand abhängig sind, sondern eine eigene innere Intelligenz besitzen, die uns durch schwierige Zeiten navigieren kann.
Wenn also das Gefühl aufkommt, dass die Welt gegen eine Wand rast, scheint es besonders hilfreich, sich daran zu erinnern, dass wir über diese “innere Stimme des Körpers” verfügen. Indem wir in den Körper hineinspüren, die feinen Signale wahrnehmen und unsere Körperhaltung bewusster gestalten, gewinnen wir nicht nur physische Standfestigkeit, sondern auch mentale und emotionale Klarheit.
Dafür steht die POSTURA-Methode.